Montag, 9. November 2009 Am frühen Nachmittag Ankunft mit der Fähre aus Wellington. Danach Übernahme des neuen Mietwages für die Südinsel und Fahrt bis nach Nelson. Dort sind zwei Übernachtungen im Grand Mercure Nelson Monaco Appartments vorgesehen. Um 1340Uhr hatte die Fähre in Picton festgemacht und wir konnten das Schiff verlassen. Da am Baggage-Claim angekommen noch große Ruhe war und noch keine Koffer zum abholen bereitstanden, nutzte ich die Gelegenheit, zunächst direkt gegenüber zum Hertz-Schalter zu gehen und meinen Südinsel-Wagen in Empfang zu nehmen. Es war wieder ein Ford Falcon, wie auf der Nordinsel, aber mit gerade einmal etwas über 450km auf dem Kilometerzähler war ich hier wohl der Erstmieter. Zwischenzeitlich lief auch das Gepäckband an und nach kurzer Zeit war mein aufgegebenes Gepäck angekommen und ich konnte so kurz nach 14Uhr Richtung Nelson starten. Für die Fahrt hatte ich zunächst den Queen Charlotte Drive gewählt, der direkt an den Meeresarmen und Fjorden am Ufer oder auf halber Höhe entlang führt. Er ist einiges kürzer, als die Variante über die State Highways, aber vermutlich nicht schneller, dafür aber auf jeden Fall landschaftlich ein Genuß. Auf vielen Kurven, die mich an meine ersten Tage auf der Nordinsel erinnerten nahm die Straße wirklich jede Windung der Uferlinie mit, entschädigte dafür aber mit phantastischen Ausblicken auf die Landschaft, die gegenüber der Nordinsel noch einmal einiges zuzulegen hat. Selbst trotz des noch trüben, aber immerhin trockenen Wetters war es eine wunderschöne Fahrt. Gegen 16Uhr erreichte ich dann Nelson und zwischenzeitlich hatte sogar die Sonne bereits das eine oder andere Mal durch die Wolken geschaut. Mein Hotel ist eigentlich ein kleines englisches Dorf, bestehend aus vielen kleinen Cottages. Wenn hier aus einer der Türen plötzlich Miss Marple auftauchen und einen zum Tee einladen würde, wäre dies ein fast normaler Vorgang. In einem dieser gemütlichen Cottages werde ich nun die nächsten zwei Tage verbringen. Während im Erdgeschoß eine kleine Küche und ein schönes Wohnzimmer mit Kamin ist, befindet sich im Obergeschoß das Schlafzimmer und Bad. Heute Abend werde ich noch in der Orangerie hier dinieren, bevor ich zu einem Schlummertrunk in den gegenüber liegenden Pub "The Lawyers" gehen werde. Stünden hier nicht auch ein paar Palmen und gäbe es nicht die vielen Farngewächse, würde man eher glauben im Vereinigten Königreich als am anderen Ende der Welt zu sein. |
Dienstag, 10. November 2009 Heute ist ein Tagesausflug an die Nord-West-Spitze der Südinsel geplant, der in die Naturparks Abel Tasman und in den Kahurangi Nationalpark führt. Der Wetterbericht für heute hatte leider gelogen, denn eigentlich war strahlender Sonnenschein vorhergesagt, aber als ich heute Morgem um 7Uhr aus dem Fenster sah, war alles recht naß und es hatte gerade geregnet. Aber mit fortschreitendem Tag wurde es immer besser und als ich gefrühstückt hatte und dann gegen 10Uhr losfuhr war es sowohl trocken als auch zumindest teilweise sonnig. Die Fahrt führte mich zuerst in die Tasman Bay, wo auch die ganzen Wege in den Abel Tasman Nationalpark beginnen. Diese einzigartige Naturpark besticht durch viele kleien Buchten und von Buschwald überzogenen Hügeln, die ausschließlich zu Wasser oder über den Landweg zu Fuß oder bestenfalls per Mountainbike erreichbar sind. Im Sommer bei entsrepchenden Temperaturen und blauem Himmel kann man dann schon mal dem Irrtum erliegen, in der Südsee zu sein. Das konnte mir heute zwar nicht passieren, auch war das Wasser weit zurückgegangen, da die Ebbe gerade kurz bevor stand. Dennoch ergaben sich schon beeindruckende Landschaftsbilder. Weiter führte mich die Fahrt dann Richtung Golden Bay, wo vor gut 100 Jahren der Goldrausch zum Glück nur für eine kurze Zeit herrschte. Bevor ich aber an die Golden Bay kam, wo ich mir Cape Farewell und Farewells Spit als Ziele vorgenommen hatte, bog ich noch zum größten natürlichen Quellgebiet in der australisch-neuseeländischen Region ab. Bei Waikoropupu- oder kurz Pupu-Springs quellen immerhin rund 14.000 Liter frisches Süßwasser pro Sekunde aus dem Boden. Das ist schon recht viel, obwohl es weltweit noch 60 andere Gebiete gibt, in denen höhere Wassermengen der Erde entspringen. Aber in Australien und Neuseeland ist dies hier die größte Quellregion. Da in Neuseeland aktuell gerade die Wasserbestände durch eine Algen und Pestkrankheit bedroht werden, war die gesamte Quellregion gesperrt. Das bedeute, daß alle Besucher weder sich selbst noch irgendwelche Gegenstände und Geräte wie Angeln, Kajaks oder eben auch nur mal die Füße mit dem Wasser in Kontakt bringen dürfen. Das wird zumindest in englischer Sprache auf vielfach aufgestellten Schildern gefordert. Da kann man nur hoffen, daß dies auch ausreichend ist und wirkt. Danach ging es dann für mich an die Nordspitze der Südinsel weiter. Dort wird aufgrund von Meereströmung und Winden ein immer größer werdender Spittel, der Farewell Spit, im mehr aufgeschüttet, der, aus feinem Quarzsand bestehend, immer weiter die Golden Bay umschließt. Da allerdings der Zugang nur mit geführten Touren zulässig ist, fuhr ich an den Cape Farewell nahegelegenen Strand, den man vom Parkplatz in rund 20 Minuten über einen durch Schafsfarmen und Hobbit-Land führenden Weg erreichen konnte. Hier hatte ich wirklich teilweise den Eindruck, in einem Set von "Herr der Ringe" gelandet zu sein. Der Wind pfiff hier ganz ordentlich und zeitweise gab es auch ein wenig Nieselregen. Aber dennoch hatte sich der Weg bis an den Strand auf jeden Falll gelohnt und die teilweise märchenhaften Landschaftsbilder konnten dies nur bestätigen. Am Abend hatte ich mir noch einmal ein Abendessen in der Orangerie gegönnt und zum ersten mal auf dieser Fahrt am zweiten Abend das gleiche Gericht wie am Vorabend bestellt. Aber die hier angebotenen Königskrabben, die mit einem süßsauren Paprika-Chili-Kräuter-Pesto, weißer Butter und Ciabatta-Brot serviert wurden, waren gestern einfach zu gut gewesen. Heute hatten sich hier in der auch zwei französiche Gruppen eingefunden, sodaß es beim Abendessen auch recht lebhaft zuging. Sicherheitshalber fragte ich gleich einmal, wann die Gruppen am kommenden Morgen aufbrechen würden. Glücklicheerweise für mich ging es für beide Gruppen bereits um 8Uhr weiter, sodaß das Frühstück um 7Uhr nicht mit meiner avisierten Frühstückszeit kollidierte. Eigentlich wollte ich auch nach dem hervorragenden Essen nicht mehr am Tagebuch schreiben, aber als ich zurück in meinem Cottage war und der Kamin mich anlachte, entzündete ich noch einmal das Feuer. Dabei habe ich dann auch die Gelegenheit genutzt, den heutigen Tag doch noch zeitnah zu dokumentieren. |
Mittwoch, 11. November 2009 Von Nelson führt heute die Fahrt wieder an die Ostküste in den alten Walfang-Ort Kaikoura. Dort ist eine Übernachtung im White Morph Motor Inn vorgesehen. Schon gestern Abend hatte sich mit dem Abendrot und einem absolut klaren Sternenhimmel schönes Wetter für heute angekündigt. Morgens wurde ich dann auch gegen halb sieben von strahlendem Sonnenschein geweckt und so ließ ich meine Absicht fallen, erst später zum Frühstück zu gehen, um dem Gruppenbetrieb aus dem Weg zu gehen. Dafür war es einfach zu schön, um zuviel Zeit zu verlieren. Beim Frühstück war es dann halt doch etwas voll und so saß ich mit einem Geschäftsmann aus Christchurch zusammen, mit dem ich dann auch ins Gespräch kam. So erfuhr ich, daß dieses Jahr der Oktober seit 146 Jahren - solange gibt es hier Wetteraufzeichnungen - der kälteste Oktober war, der jemals verzeichnet wurde. Warum reden dann alle nur von globaler Erwärmung? Eigentlich hatte ich meine Route heute abweichend zur Ankuft vor zwei Tagen anders gewählt und wollte über das Landesinnere fahren. Nachdem ich aber erst so gestartet war und unterwegs feststellte, wie schön die Landschaft und das Meer sich erst in der Sonne präsentiert, drehte ich kurzerhand um und fuhr doch noch einmal die alte Strecke an den Sunds entlang. Dort machte ich dann auch noch einen Abstecher in die Okiwi-Bay, wo sich nach kurzer aber kurvenreicher Strecke eine wunderschöne Bucht öffnete. Mittlerweile war es Mittag geworden und es hatte sich doch wieder stark zugezogen. Bei Blenheim, einem der Weinzentren in Marlborough und Sitz der bekannten Domäne Montana, wurde ich, oder besser gesagt das Auto, dann auch ziemlich geduscht. Die Weiterfahrt an die schroffe und deutlich kargere Ostküste war dann meist von Regen begleitet. Aber dennoch war immer eine recht gute Sicht gegeben und gelegentlich lugte auch einmal die Sonne hervor. Interessant ist hier die Änderung der Landschaft. Diese ist zwar auch hügelig. Allerdings sind im Gegensatz zu gestern, die Hügel hier nur spärlich mit Gras bewachsen, denn größerer Bewuchs hält vermutlich einfach nicht den vom Pazifik anströmenden starken Winden dauerhaft stand. Als ich dann einmal auf die Rückseite diese Hügel fuhr, war es auch interessant festzustellen, daß hier sowohl Strauch- als auch Baumbewuchs vorhanden waren. Die windgeschützte Lage scheint den Pflanzen dann auf dieser Seite doch mehr Lebensraum zu verschaffen. Die letzten Kilomenter direkt an der Küstenlinie zeigten dann auch, wie aufgewühlt hier das Meer sein kann. Ich hoffe, meine Whale-Watching-Tour am morgigen Tag kann stattfinden und muß nicht - wie die heutige Nachmittagstour - wegen zu starker See abgesagt werden. So kam ich dann in Kaikoura, der alten Walfängerstadt an und nachdem ich mein Zimmer mit schöner Terasse zum Meer bezogen hatte, unternahm ich noch einen kleinen Rundgang durch den Ort. Am vorgelagerten Kap der Bucht war sehr schön eine Seehund-Kolonie zu besuchen. Da auch noch mehr Ebbe als Flut war, konnte ich auch recht nah an die Tiere herangehen, die sich davon überhaupt nicht stören ließen, sondern auf den Felsen meist gemütlich herumlagen. Im Hintergrund boten die hiesigen Alpen mit ihren schneebedeckten Gipfeln einen gelungenen Hintergrund. Zum späteren Nachmittag kam dann auch immer mehr die Sonne durch, bis sich nun am frühen Abend alles noch einmal wunderbar in einer abendlichen Sonnenstimmung präsentiert. Gleich werde ich in das dem Hotel angeschlossene Restaurant gehen und das tun, was man hier an diesem Platz einfach tun muß. Irgendjemand berühmtes hat nämlich einmal behauptet, Kaikoura sei der beste Platz der Welt, Langusten zu essen. Die Fanggründe hier bieten einen optimalen Lebensraum für diese Tiere und frischer kann das Essen auch nicht mehr auf den Teller gelangen. |
Donnerstag, 12. November 2009 Zunächst steht am Vormittag eine Whale-Watching-Tour auf dem Programm, bevor es dann noch die kurze Strecke bis nach Christchurch weitergeht, wo eine Übernachtung im Hotel Off The Square vorgesehen ist. Auch heute hatte ich wieder Glück und es war strahlender Sonnenschein und es wehte auch nur ein leichter Wind. Ein optimaler Tag also für meine Whale-Watching-Tour. Nach dem Frühstück fuhr ich zunächst noch auf einen Aussichtspunkt oberhalb des Ortes, von dem aus man beide Seiten der Halbinsel, auf der Kaikoura liegt, gut sehen konnte. Auch die Berge im Hintergrund waren hervorragend zu sehen und für die Jahreszeit eher ungewöhnlich auch noch mit Schnee bedeckt. Nach dem Check-In für die 10Uhr Whale-Watching-Tour hieß es zunächst noch ein Sicherheitsvideo ansehen, bevor es mit dem Bus an die gegenüberliegende Südküste der Halbinsel ging, wo die Katamarane für die Tour liegen. Bei der 10Uhr Tour hatte ich auch noch in Hinblick auf den Seegang glück, denn sowohl die Tour zuvor als auch die danach waren mit starker Seekrankheits-Wahrnung angezeigt. Nur die 10Uhr Tour wurde lediglich mit normaler Seekrankheitswarnung durchgeführt. Zunächst ging es dann mit dem Katamaran rund 4 Meilen vor die Küste, ein Bereich wo zuvor schon ein Pottwal gesichtet worden war. Während dieser Fahrt mußten alle Gäste unten im geschlossenen Rumpf bleiben und auch die Sitze einnehmen. Es war dann auch eine kleine Achterbahnfahrt, wenn es 4m hohe Wellen hinauf und danach steil wieder hinunter ging. Das Wasser spülte dabei auch gehörig über den Bug auf die Außendecks. Nach rund einer halben Stunde hatten wir dann auch unseren Wal gefunden. Auch wenn man weiß, wo er zuvor gewesen ist, ist es nicht immer ganz einfach ihn wiederzufinden, wenn der Wal erst einmal abgetaucht war. Die Pottwale tauchen hier bis auf rund 800m Tiefe und bleiben rund 45-50Minuten unter Wasser, bevor sie zum Luftholen wieder an die Oberfläche auftauchen. Zur Wahlbeobachten konnten wir dann auch die zwei Decks außen aufsuchen und während der Kapitän langsam dem Wal folge und wir lustig auf den Wellen auf und ab tanzten, konnten wir den Wal ausgiebig beobachten. Nach einiger Zeit sahen wir dann auch den Wal abtauchen, wobei er vorher noch seine riesigen Schwanzflosse aus dem Wasser hob bevor es dann für die nächste dreiviertelstunde wieder nach unten ging. Wir verließen dann diesen Beobachtungsort und fuhren weiter in eine andere Bucht, wo wir einen großen Schwarm von Delphinen (Dusky Dolphins) fanden. Eine recht kleine Delphin-Art, die hier im Wasser herumtollte. Gelegentlich sprangen die Delphine verspielt auch ganz aus dem Wasser. Ebenfalls ein interessantes und schönes Schauspiel. Bevor es dann zurück ging, machten wir noch einen Abstecher zu einer Felsgruppe, die von Seerobben als Ruheplatz und zum sonnen genutzt wird. Zu bemerken ist auch noch, daß heute für die Whale-Watch-Gruppe ein besonderer Tag ist. Diese Gruppe wurde nach dem Ende der Walfängerei von ehemaligen Walfängern ins Leben gerufen und berfördert seit Ende der 1980er Jahre Touristen zu nunmehr unblutigen Waljagden, zuerst mit kleinen stahlverstärkten Schlauchboten und jetzt mit insgesamt sieben modernen Katamaranen. Für diese Leistung und das starke Angagement, hier aus einer lokalen Bevölkerungsgruppe heraus, den Tourismus naturverträglich zu fördern, erhielt Whale-Watch am gestrigen Abend in London beim Tourism-Eco-Award sowohl den ersten Preis in der Kategorie "Meeresaktivitäten" als auch den Gesamtpreis über alle Kategorien bei insgesamt weit über 1000 Bewerbern. Nach der Rückkehr startete ich dann gegen Halbzwei Richtung Christchurch. Die Fahrt führte mich wieder zunächst noch einmal an der Bucht vorbei, wo wir auch zur Walbeobachtung unterwegs waren. Danach ging es durch schöne Ebenen mit viel Weideland und fast überall waren auch Schafe zu sehen. Nach der Ankunft in Christchurch spazierte ich noch ein wenig durch die Stadt, wo es allerdings gegenüber meinem letzten Besuch vor 7 Jahren - und der war rund 4 Wochen früher gewesen - doch mit gerade mal 15°C deutlich frischer. Aber zwischenzeitlich hatte ich auch schon mehrfach gehört, daß dieses Frühjahr und der Oktober im besonderen der kälteste seit 146 (oder auch mal 147) Jahren sei. Abends ging ich dann schräg gegenüber vom Hotel im Octagon essen. Hierbei handelt es sich um eine alte, zum Restaurant umgebaute, anglikanische Kirche, in der jeden Abend Live-Musik gespielt wird. Zuerst wurde am Flügel (teilweise begleitet von einer Sängerin) Musik der 20er, 30er und frühen 50er Jahre gespielt. Danach kam ein Gitarrist, der auf seiner Akustik-Gitarre spanische Lieder und amerikanischen Folk absolut virtuos spielte. Diese Untermalung machte aus dem hervoragenden Dinner und den dazu passenden Weinen einen absolut gelungenen Abschluß eines rundum schönen und erlebnisreichen Tages. |
Freitag, 13. November 2009 Fahrt von Christchurch über Arthurs Pass nach Franz Josef im Westland Fjordpark. Die Übernachtung ist im Rainforest Retreat gebucht. Zum Glück hatte ich nicht heute meine Whale-Watching-Tour vor, denn diese wäre ziemlich sicher wegen Sturm ausgefallen. Überall auf den Straßen lagen heruntergewehlte Äste, teilweise von Knüppel-Größe. Unterwegs hatte es sogar einem riesiegen Baum den Stamm zerrissen, sodaß dieser teilweise auf die Straße gefallen war. Mit Traktoren und Kettensägen war man allerdings schon dabei, die Straße wieder frei zu bekommen und so konnte ich einspurig an dieser Stelle vorbeifahren. Wenn beim Verlassen von Christchurch noch teilweise die Sonne durchbrach, war die Fahrt hinauf in die Alpen zum Arthurs-Pass vollständig bewölkt und teilweise von starken Regenfällen begleitet. Nachdem ich aber in der hohen und kargen Ebene angekommen war, riss die Bewölkung teilweise wieder auf und die sonnenbeschienenen Berge vor den dunklen Wolken wirkten besonders imposant. Richtung Westen war es dann auch deutlich freundlicher. Zuerst ging es vom Arthurs-Paß in einer Schlucht steil hinunter, bevor sich die Straße dann westwärts der Küste näherte. Die restliche Fahrt parallel zur Küstenlinie war dann auch eine Fahrt entlang der Wettergrenze. Je nachdem wie weit landeinwärts die Straße führte war noch strahlender Sonnenschein von der Küste her oder sintflutartiger Regen näher an den Hängen angesagt. An der Westküste ist die Landschaft auch wesentlich grüner und üppiger. Während an der Ostküste die Hügel nur karg bewachsen sind, ist die westküste von einem subtropischen Regenwald und Buschland begrünt. So befindet sich meine heutige Unterkunft inmitten des Regenwaldes bei Franz Josef, einem kleinen Ort hier an der Westküste. Da bei meiner Reservierung im Internet nur noch ein Treehouse frei war, hatte ich einen ganzen kleinen Bungalow inmitten des Waldes. Hier finde ich nun auch endlich mal wieder etwas Zeit, mein Tagebuch zu vervollständigen und Bilder einzufügen. Für morgen habe ich mir zunächst den Wetterbericht geben lassen und nachdem der für den Vormittag klares Wetter vorhersagt, werde ich vor meiner Weiterfahrt nach Queenstown noch einen Panormaflug über die Gletscher unternehmen. |
Samstag, 14. November 2009 Wenn es die Wetterbedingungen zulassen, ist vormittags ein Rundflug über die Gletscher geplant, bevor es weiter nach Queenstown geht. Die Übernachtung ist im Sofitel Queenstown Hotel und Spa vorgesehen. Jetzt ist mir heute doch zuerst das Wetter in die Quere gekommen. Das hat nämlich anscheinend nichts von der so schönen Vorhersage gewußt, die mich gestern den Rundflug buchen ließ. Als ich heute morgen dann nämlich um 845Uhr bei Air Safaris hier in Franz Josef zur Check-In-Zeit eingetroffen war, wurde mir mitgeteilt, daß der Flug wegen schlechten Wetters leider ausfallen müsse. Da ich noch weiter nichts bezahlt hatte, war es damit auch getan, nur schade ist's halt. So werde ich mich jezt um viertel nach Neun auf den Weg Richtung Queenstown machen. Immerhin wird es schon etwas heller und ich hoffe noch auf einige schöne Ausblicke während meiner Fahrt. Kurz hinter Franz Josef zweigte noch eine Stich-Straße zum Franz-Josef-Gletscher ab. Da dies nur 4km waren, bin ich zuerst noch dorthin gefahren und habe eine kleinen Spaziergang zum Peters Pool gemacht, von dem aus man sehr schön den Glescher sehen könnte, wenn ausnahmsweise einmal klare Sicht wäre. Aber zwischenzeitlich hatte es sogar zu regnen begonnen. Immerhin müssen ja auch irgendwo die rund 50m Neuschnee, die jährlich auf den Gletscher fallen sollen herkommen. Da bleibt für Sonnentage nicht viel übrig. Dennoch konnte ich zumindest das Ende der Gletscherzunge sehen. Auch der Spaziergang durch den Regenwald selbst war noch einmal sehr beeindruckend. Wie schon am Vortag führte mich die Fahrt dann zunächst an der Westküste entlang. Mal bei Regen, mal bei Sonnenschein, immer an der Wettergrenze entlang. Später wendet sich die Straße etwas landeinwärts und führt am Fluß Haast entlang und über den gleichnamigen Haastpaß, bevor es auf der anderen Seite hinunter und eine lange Strecke am Lake Wanaka entlang geht. Danach wechselt die Straße zum Nachbarsee dem Lake Hawea. Ab hier hatte sich dann auch das Wetter deutlich gebessert und die Sonne schien größtenteils wieder und auch die Sicht auf die teilweise noch schneebedeckten Berge war frei. Nur der Blick zurück zu den Gletschern war immer noch von schweren Wolken verhindert. Anstatt die rund 40km längere Staatsstraße 6 zu fahren und dabei einen weiteren Paß zu umgehen, fuhr ich von Wanaka über den Paß der die Pisa-Ranges überquert und immerhine eine Höhe von 1085m aufweist. Die Fahrt nach oben ging langsam ansteigend im weiten Tal des Cardrona Flußes, in dem auch der gleichnamige Ort am gleichnamigen Berg liegt. Auf der Paßhöhe herschte Sturm, aber auch eine hervorragende Sicht hinunter in das Tal, in dem Queenstown liegt. Die Straße führte dann sehr steil und in vielen Serpentinen hinunter, um dann wieder auf die Staatsstraße 6 zu treffen, die mich dann auf den letzten Kilometern bis Queenstown führte. In Queenstown angekommen, checkte ich zunächst im Hotel ein und erhielt dort zu meiner Überraschung ein Upgrade in eine sehr schöne Suite, die am spitz zulaufenden Ende des Hotels liegt und somit Fenster nach drei unterschiedlichen Seiten im Wohnzimmer aufweist. Da freut es mich dann natürlich auch, daß ich hier zwei Nächte bleiben kann. Beim Conciérge habe ich mich dann nach den Möglichkeiten für den morgigen Tag erkundigt. Ein Rundflug, der mich nochmal zu den Gletschern zurückführt war wiederum wegen schlechten Wetters nicht realisierbar. Aber für den Nachmittag konnte ich noch eine schöne Rundfahrt zu vier verschiedenen Weingütern hier in Central Otago buchen, die natürlich nicht nur im Besuch, sondern auch entsprechenden Weinproben bestehen wird. |
Sonnstag, 15. November 2009 Queenstown und Umgebung Heute vormittag bin ich mit einer der steilsten Seilbahnen (die durchschnittliche Steigung beträgt über 37°) überhaupt auf den 762m hohen Bob's Peak gefahren. Von dort hat man einen wunderschönen Blick über Queenstown und den Wakatipu-See, der viertgrößte See in Neuseeland. Interessant ist die Geschichte, die sich die Maori über den See erzählen. Denn der immerhin 272km² große See zeigt auch so etwas ähnliches wie Gezeiten. Der Seespiegel hebt und senkt sich um bis zu rund 20cm. Dabei erfolgt dieser "Gezeitenwechsel" allerdings in der sehr kurzen Zeit von wenigen Minuten. Hier soll nämlich das Herz des Riesen Tipua schlagen, der sich im See schlafen gelegt hat. Mittags um 1230Uhr wurde ich dann von Mitch mit ihrem Bus zur Weintour abgeholt. Unterwegs holten wir noch zwei Gäste aus Amerika und eine Familie, die teilweise in Neuseeland, Australien und Singapur lebt ab. Insgesamt zu acht ging es dann los ins Gibbston-Valley zur gleichnamigen Winery. Dort hatte wir dann auch noch eine kleine Lunch-Pause, zu der ich eine sehr schmackhafte Wurstplatte mit verschiedenen neuseeländischen Wurst-Spezialitäten gegessen hatte. Danach besuchten wir noch eine Kellerei an der Kawaru-Brücke, wo AJ Hacket Bungee-Springen die erste offizielle Sprungplattform 1987 einrichtete, sozusagen die Geburtsstätte des Bungee-Springens. Auch heute konnten wir dort Waghalsige Adrenalin-Junkees sehen, allerdings von unserer Gruppe wollte heute keiner den Sprung wagen. Wir versuchten im zugehörigen "The Winehouse and Kitchen" dann lieber den sinnigerweise "Freefall" benannten Pinot Noir und andere Weine. Unsere dritte Station war die Chard-Farm-Winery Kellerei gerade gegenüber am Hang mit herrlichem Ausblick auf die Schlucht, durch die sich der Kawaru-Fluß schlängelt und natürlich die Bungee-Brücke. Auch hier gab es wieder hervorragende Weine zu probieren. Das Gebäude hier erinnerte mich in seinem Baustiel ein wenig an die Toskana und auf der Wiese davor war aus altem Rebenholz eine Moutain-Bike-Fahrerin gebaut. Obwohl hier im Central Otago, wie die Weinregion heißt, die Sommer nur verhältnismäig kurz und sowohl zur Blüte- als auch Erntezeit immer mit Frost gerechnet und gekämpft werden muß, bringt diese Region hervorragende Weiß- und Rotweine hervor. Bei den Weisweinen ist hier übrigens der Riesling immer stärker im Kommen und er wird auch hier vorzugsweise angebaut. Der Chardonnay hingegen hat vielfach mittlerweile dem Pinot Noir weichen müssen. Den Abschluß bildete dann ein Besuch im "Amisfield Winery & Bistro", wo ebenfalls noch einige gute Tropfen der Verkostung harrten. Da wir während der ganzen Fahrt auch herrlichen Sonnenschein hatten, präsentierten sich auch die umliegenden Weinberge und -felder sowie die sehr schön angelegten Kellereien bestens. |
Monstag, 16. November 2009 Fahrt in den Milford-Sound. Dort ist eine Übernachtung auf der Milford Mariner Overnight Cruise geplant. Da ich für die Fahrt in den Milford-Sound ungefähr 5 Stunden vorgesehen hatte, damit auch für ein paar kleine Stops uns Aussichten genügend Zeit ist, ließ ich mir kurz nach 10Uhr mein Auto wieder vors Hotel bringen. Nach Check-Out und noch einmal Volltanken startete ich dann in Queenstown zunächst Richtung Te Anau am gleichnamigen See gelegen. Das Wetter heute morgen war bis auf die immer noch leicht unterkühlten 10° - es sollten heute auch noch weniger werden - optimal. Strahlender Sonnenschein, blauer Himmel und weiße Wolken lieferten für die klar sichtbaren noch Schneebedeckten Berge wunderbare Kontraste. Bevor es von der Höhe der Takitinu Mountains hinunter an den Te Anau See ging, hatte ich auf der Höhe noch in einem Naturreservat einen herrlichen Rundblick über die Landschaft. In der Ferne gab es auch einen Bereich, der dem Meer nahe liegen mußte, wo alles in Wolken und Dunst verschwand. Hier wurde wohl der Fjordland Nationalpark seinem Ruf gerecht, eine der regenreichsten Regionen auf unserem Globus zu sein. Meine Fahrt nach Te Anau und von dort zunächst am Te Anau See entlang war aber immer noch von Sonnenschein begleitet. Lediglich einmal kurz unterwegs hatte ich etwas Graupel-Schauer gehabt. Im Frjordland-Nationalpark ging es dann zunächst am Eglinton River entlang. An den folgenden Mirror-Lakes, in denen sich die Berge spiegeln sollten, holte mich dann aber die schon vorher gesichtete Wolken und Regenfront ein. Dennoch war die Sicht auf die umgebenden Berge noch weitestgehend frei. Die weitere Fahrt Richtung Milford Sound war dann von perfektem Aprilwetter begleitet. Sonnenschein, Regen, Schneeregen, Graupel und nachher auf dem Paß, kurz vor dem Homer-Tunnel hatte der Winter dann noch einmal die Oberhand gewonnen und bei Temperaturen um die 0°C schneite es. Die Kea's ließen sich allerdings von diesem Wetter wenig beeidrucken und sahen zu, wo sie von dem einen oder anderen Touristen (bei Bussen funktionierte das anscheinend besonders gut) etwas eßbares ergattern konnten, was natürlich eigentlich streng verboten ist. Nach dem Homer Tunnel ging es dann steil hinunter in den Milford Sound. An der Hafenanlage angekommen zeigte sich dann sogar wieder einmal die Sonne und ich konnte schon einiges mehr von der Umgebung sehen als vor 7 Jahren, wo ich schon einmal den Milford Sound besucht hatte. Damals stellte ich dann auch fest, daß es diese Übernacht-Kreuzfahrten gibt, was mich dazu veranlaßte, dies für meinen nächsten Besuch fest einzuplanen. Mein Schiff für die heutige nacht heißt Milford Mariner und ist ein erst vor 9 Jahren erbautes, aber im Stil alter Frachtsegler, die früher die Küstenorte Neuseelands mit Waren versorgten, gehaltener 3-Master. Die Fahrt selbst wird aber von einem modernen Dieselmotor übernommen und wegen eines fehlenden Kiels könnte das Schiff mit Segelkraft auch nurmehr im Kreis segeln. Allerdings helfen die Segel bei Fahrt auf der offenen Tasmanischen See, das Schiff zu stabilisieren. Gerade, als wir an Bord gehen, fängt es stärker an zu regnen, und so wird das Ablegemanöver dann eine etwas feuchte Angelegenheit. Aber wir erhalten sowieso zunächst im Schiff kurz eine Einweisung bevor wir die Kabinen beziehen können. Zwischenzeitlich sind wir auch schon ein kleines Stück in den Milford Sound hinein gefahren, als der Regen aufhört und sogar die Sonne ein wenig durchbricht. Bei rund 10°C ist es zwar recht frisch an Deck, aber dennoch lohnt sich der Aufenthalt, den die umliegenden Berge sind immer besser zu sehen. Vor dem Abendessen, das kurz nach 19Uhr serviert werden soll, gab es noch einige "water activities". Hier konnte man zwischen einer Exkursion mit den Tender-Booten, einem Kajak-Ausflug und Schwimmen wählen. Letzeres wurde merkwürdigerweise von keinem der Gäste in Anspruch genommen. Die meisten entschieden sich für die Exkursion mit dem Boot, einige aber auch für einen Kajak-Ausflug. Später sahen wir dann kurz vor dem Abendessen noch eine Hirsch am Ufer, was insofern ungewöhnlich war, da diese Tiere im Sund eher selten gesichtet werden. Beim Abendessen saß ich mit einem Italiener, einem Australier und einem Waliser, der darauf auch großen Wert legte und nicht als Engländer betrachtet werden wollte, zusammen. Leider sprach der Italiener nur wenig englisch, sodaß ich mich hauptsächlich mit Dave, dem Australier und Patrick, dem Waliser unterhielt. Außerdem wurden auch noch einige Bilder und Videos vom Schiff und der Region gezeigt. Somit war der Abend auch noch sehr kurzweilig geworden. Außerdem wurde auch noch der Unterschied zwischen Sund und Fjord erklärt. Während Fjorde nämlich vom Gletscher geformt werden, erfolgt die Gesteinsformung beim Sund, der häufig eine sehr ähnliche Form aufweist, durch Bäche und Flüsse. |
Dienstag, 17. November 2009 Weiterfahrt nach Invercargill und dort zwei Übernachtungen im Ascot-Park-Hotel. Auf dem Schiff gab es das Frühstück bereits um 7Uhr, da dasselbe um 745Uhr beendet sein mußte, denn dann ging es kurz in die offene tasmanische See, wo es dann mit dem Schiff ein wenig auf und ab ging. Außerdem war heute auch die Sicht noch besser und die Gipfel der angrenzenden Berge ließen sich im Schein der frühen Morgensonne besonders gut bestaunen. In eine kleinen Bucht gab es dann auch noch einmal einige kleine Pinguine zu beobachten, die sich gerade zu ihrem Morgenbad ins Wasser begaben. Die gut einstüdige Rückfahrt durch den Milford-Sound brachte mich zunächst nur bis zum Unterwasser-Observatorium. Diese rund 15 Minuten vor dem normalen Anleger in Milford Sound gelegene Beobachtungsplattform erlaubt einen interessanten Einblick in die Unterwasserwelt des Sunds. Über eine kleine Wendeltreppe steigt man von der schwimmenden Plattform aus einige Meter nach unten und kann dann durch 150mm dickes Plexiglas, die Unterwasser-Flora und Fauna beobachten. Für die Flora wurde ein spezieller Garten angelegt und die Fauna findet sich von selbst ein. Interessant ist, daß die ersten 5-7m Wasser des Milford-Sounds nicht etwa Salz- sonder Süßwasser sind, das von den vielen kleine Bächen und Flüssen, die teilweise in spektakulären Wasserfällen in den Sund münden, gebildet wird. Da dieses Wasser auch sehr viel Nährstoffe aus dem Boden mitbringt, ist dieses Wasser braun und filtert so wie eine Art Sonnenbrille einen großen Anteil des Sonnenlichts heraus. Daher gedeihen hier im Sund bereits in wenigen Metern tiefe schwarze Korallen, die sonst erst ab über 100m Wassertiefe anzutreffen sind. Die restliche Strecke legten wir dann mit einem anderen Schiff zurück, da der Milford Mariner bereits weitergefahren war, damit die Gäste, die nicht das Observatorium besuchten auch ihre Busverbindungen erreichen konnten. Nach der Rückkehr im Milford Sound holte ich dann noch mein Gepäck vom Schiff ab, das wir während des Observatorium-Besuchs dort lassen konnten. Die Fahrt zurück war dann im Gegensatz zu gestern von viel Sonnenschein begleitet und an den Mirror-Lakes konnte ich heute dann auch die Spiegelungen mit Sonnenschein wunderbar sehen. Auch die weitere Fahrt, die zunächst bis Te Anau auf gleicher Strecke wie meine gestrige Anreise erfolgte, war wunderbar und bot immer abwechselnde Blicke auf die umgebenden meist noch schneebedeckten Berge. Hinter Te Anau folgte ich dann nicht der kürzeren Strecke nach Invercargill, sondern folgte der Southern Scenic Route, die zunächst direkt südwärts über Tuatapere an die Te Waewae Bay führt, um dort dann dem Küstenverlauf bis Invercargill zu folgen. Bis auf einen kleinen Regenschauer war auch diese Fahrt fast immer von Sonnenschein und schönem Wetter begleitet. Nach der Ankunft im Hotel fuhr ich noch kurz bis ans Landende von Neuseeland, in den zu Invercargill gehörigen Hafenort Bluff. Dort werde ich morgen mit der Fähre nach Stewart Island starten. Auf einem kleinen Hügen bei Bluff bot sich dann noch ein imposanter Rundblick über die Halbinsel, auf der Bluff liegt und das umgebende, hier ziemlich flache Land bis hin in das rund 20km entfernte Invercargill. |
Mittwoch, 18. November 2009 Ausflug nach Stewart Island. Die Regenfront war gerade heute morgen in Invercargill durchgezogen und so fuhr ich nach frühem Früstück um 830Uhr nach Bluff zum Ferry-Terminal nach Stewart Island. Auch wenn es Ferry-Terminal heißt, verkehrt hier nur ein Katamaran mit einer Kapazität von rund 100 Personen ausschließlich zur Persornen- und Gepäckbeförderung. Check-In und Abfahrt um 930Uhr verliefen pünktlich und die meisten Gäste setzen sich in den hinteren Schiffsbereich, der bei stürmischer See etwas ruhiger sein soll. Da ich mit Seegang bisher keine Probleme habe, wählte ich einen vorderen Platz, mit entsprechender Aussicht. Als wir dann die geschützte Bucht von Bluff verlassen hatten, begann auch ein recht heftiger Ritt auf den rund 3m hohen Wellen. Es hatte etwas zwischen Achterbahnfahrt und Buckelpiste, was wir mit knapp 20-25 Knoten in der nächsten Stunde zurücklegten. Wohlbehalten und ohne größere Fälle von Seekrankheit erreichten wir dann um 1030Uhr Oban, den eizigen Ort auf Stewart Island und südlichsten Ort Neuseelands. Die Insel ist bis auf die Umgebung von Oban selbst ein großes Naturschutzgebiet, das rund 85% der Insel einnimmt. Isoliert vom Rest der Insel und auch Welt, können hier in natürlicher Umgebung noch viele Pflanzen gedeihen und Tiere ihren Lebensraum finden, die sonst nirgends (mehr) existieren. Bei einer gut einstüdigen Rundfahrt ging es in die angrenzenden Buchten bis hin zu der Ankerkette, deren anderes Ende in Bluff die Insel symbolisch mit Neuseeland verbindet. Wenn man bedenkt, daß zwischen hier und der Antarktis nur noch sehr viel Wasser ist und die einzige südlichere Landmasse außer den Antarktis gerade einmal der südliche Zipfel Südamerikas ist, sieht es auf der Nordharlbkugel oberhalb des 47sten Breitengrades noch ganz anders aus. Oban, das noch etwas unterhalt des 47sten Breitengrades liegt, trifft auf der nördlichen Halbkugel ungefähr die Lage von Bern. Gerade einmal die südlichen Städte Kanadas wie Montréal oder Ottawa liegen ungefähr auf der Höhe von Invercargill. Wenn Stewart Island schon aufgrund seiner isolierten Lage einmalige Tiere und Pflanzen zu bieten hat, so ist Ulva Island noch einmal eine riesige Steigerung. Diese kleine Insel besuchte ich am frühen Nachmittag im Rahmen einer kleinen Bootsrundfahrt mit dem Titel "Paterson Inlet Cruise". Mit viel Akrebie und Angagement hat man auf Ulva Island alle von den Menschen nach Neuseeland eingeschleppten Tiere wieder entfert. Besonders Ratten, Opossums und andere Räuber wurden hier konsequent mit Falle verfolgt. Außer Vögeln und menschlischen Besuchern sind auf der Insel keine anderen Lebensarten mehr vertreten. Das schafft wieder den Lebensraum für etliche Vögel, die sich sonst gegen die räuberischen Tierarten nicht mehr behaupten können. So wurden auf dieser Insel auch wieder einige endemischen, fast schon ausgestorbene Tierarten wieder erfolgreich angesiedelt. Einige, wie den Weka konnten wir selbst beobachten. Andere, wie der Kiwi zeigen sich meist nur nachts, weshalb auch viele Besucher länger auf Stewart Island verweilen. Auf Ulva Island selbst ist es nicht möglich zu übernachten. Einzige Ausnahme bildet eine alt-ansässige Familie, die in mehreren Generationen im 19. und frühen 20. Jahrhundert die Poststation betrieb. Da die umliegenden kleinen Inseln und Buchten für Holzgewinnung und Walfang als Stützpunkte und Liegeplätzte genutzt wurden, bildete Ulva Island, das im Zentrum dieser Punkte lag, so etwas wie den sozialen Mittelpunkt. Als dann später die Holz- und Walfang-Aktivitäten endeten und sich die Bewohner mehr in Richtung Oban orientierten, verlor Ulva Island seine Rolle, aber die Familie behielt weiter das Wohnrecht und ihren Grund auf der Insel. Diese Flächen können allerdings auch nicht frei veräußert werden sondern fallen an die staatliche Naturpark-Verwaltung, sobald die Familie den Grundbesitzt veräußern will. Somit ist auch die weitere Existenz dieses einmaligen Schutzgebietes gewährleistet. Bei fachkundiger Führung durch Mat, eines der Besatzungsmitglieder unsere Inlet-Cruise, erfuhren wir sehr viel über Flora und Fauna in diesem noch wirklich urtümlichen und weitestgehend unberührten Beispiel eines feucht-kühl-gemäßigten Regenwaldes. Da natürlich auch "feucht" in der Bezeichnung vorkam, wurde uns anschaulich und spürbar von der Natur demonstriert, warum hier alles so grün ist und so üppig gedeiht. Ein anderes Stück Land auf der Hauptinsel von weit über 100ha ist von der amerikanischen Dancing Star Foundation aufgekauft worden, die das Gebiet mit einem bis auf den Fels hinuntergehenden und über 2m Hohen Elektro-Zaun abgesperrt hat. Dadurch soll für alle nicht hier heimischen Tiere, insbesondere Ratten, Katzen, Hunde und andere Raubtiere der Zugang wieder verwehrt werden, sodaß in diesem Gebiet sich wieder eine Fauna entwickeln kann, wie sie vor der Einschleppung der Räuber durch den Menschen bestanden hat, angefangen bei den Maori, über die europäischen Einwanderer bis hin zu den heutigen Touristen. Der Zugang in dieses "Hochsicherheitsgebiet" ist auch grundsätzlich mit Ausnahme für wenige Forscher untersagt, damit sich wieder die Natur in ihr altes Gleichgewicht begeben kann. Dennoch löst das Ganze insbesondere bei der einheimischen Bevölkerung auch Vorbehalte aus, da man solche Projekte doch auch immer mit etwas Skepsis beobachtet. Um 1530Uhr fuhr ich dann wieder mit der Fähre (ohne Autos) zurück nach Bluff. Es ging - ähnlich wie bei der Hinfahrt - wieder ein wenig "bumpy" zu, aber sonst hätte die Fahrt auch nur halb soviel Spaß gemacht. An Bord traf ich auch noch einmal Patrick aus Wales, den ich vorgestern bei meiner Milford-Overnight-Cruise kennengelernt hatte. Er hatte auf Stewart Island übernachtet und dort etwas längere Wanderungen unternommen. Überhaupt bietet Stewart Island von kurzen, wenige Stunden dauernden Wanderungen bis hin zu mehrtägigen, ja bis zu 12 Tagen dauerden Tracks und Walks auch für Wanderer ein großes und breites Spektrum an Angeboten an. |
Donnerstag, 19. November 2009 Fahrt über die landschaflich schönen Catlins bis zur alten Hauptstadt Neuseelands, nach Dunedin. Dort ist eine Übernachtung im Mercure Dunedin geplant. Heute sollte mich die Fahrt bis nach Dunedin führen. Auf direktem Weg sind das rund dreieinhalb Stunden Fahrt. Aber die Gebiete an der Südostküste Neuseelands, als Catlins bekannt, bieten viele zusätzliche Eindrücke, sodaß es sich lohn den einen oder anderen Abstecher zu unternehmen. So gestaltet sich die Fahrt dann auch wesentlich kurzweiliger. In einem meiner Reiseführer (Neuseeland von National Geographic Traveler) war auch eine sehr schöne Route durch dieses Gebiet beschrieben. So hatte ich dann auf meinem Navi auch einige Zwischenstationen einprogrammiert, damit nicht die kürzere sondern die schönere Route gewählt wurde. Mein erster Halt war an Waipapa Point, wo ein kleiner Leuchtturm den Schiffen den Weg weist. Hier flog ich zwar fast selbst weg, denn der Wind der vom offenen Pazifik heranwehte hatte irgendetwas zwischen Sturm- und Orkanstärke zu bieten. Dennoch lohnte sich dieser Abstecher über einige Kilometer Schotterstraße. Auch wenn der blaue Himmel fehlte, boten sich immer wieder grandiose Ausblicke auf die Küste. Die hügelige Landschaft mit vielen Weide und Wiesenflächen wurde immer wieder durch teilweise sehr bizarr geformte Baumgruppe aufgelockert. Je nachdem wie der vorherschende Seewind weht, waren die Bäume an der Seeseite teilweise vollständig ergraut und Landeinwärts gebogen. Nur auf der Innenseite sozusagen konnten die Planzen dem ständigen Seewind trotzen. Ebefalls nur über Schotterstraße (sogenannte Gravel Roads) erreichbar, waren Slope Point und Curio Bay. Amüsant waren auch die Verkehrschilder, die in die teilweise unübersichtliche Straßenführung noch mehr Verwirrung brachten. Besonders wenn man die Darstellungen aus den jeweils gegenüberliegenden Richtungen miteinander verglich, ergaben sich Straßen, die nur beim Befahren aus einer aber nicht aus der Gegenrichtung zu existieren scheinen. Da momentan am Vormittag Ebbe herrscht, war an der Curio Bay der über 180 Millionen Jahre alte fossile Wald, dessen versteinerte Überreste nur bei Ebbe sichtbar sind, besonders gut zu bestaunen. In den alten Baumstamm-Stümpfen, die hier hervorragen, lassen sich sogar uralte Farnspuren erkennen. Etwas später, nun wieder auf normal befestigter Straße erreichbar, besuchte ich die Matai-Falls, die auf einem kleinen Rundweg von rund 30 Minuten bequem direkt vom Parkplatz an der Straße durch den Regenwald erreicht werden können. Einige Meter höher werden diese Wasserfälle durch die Horseshoe-Falls gespeist, die ihren Namen daher tragen, daß zwei etwas bogenförmige Wasserfälle ungefähr die Form eines Hufeisens bilden. Nochmal ein Gravel-Road-Abstecher führt dann zur Cannibal Bay, wo es zwar keine Kannibalen aber beeindruckende Landschaft gabt. Hier waren auf der Straße auch plötzlich ein paar Schafe, die zunächst eine ganze Strecke völlig konfus vor mir herrannten, bevor ich an ihnen langsam vorbeifahren konnte. Der im Buch angegebene direkte Weg zur Roaring Bay und zum Nugget-Point war aber nicht befahrbar, sodaß ich zunächst über die Hauptstraße weiterfahren mußte um dann noch einmal ein Stück wieder Rückwärts zu diese beiden faszinierenden Punkten zu gelangen. Ein Abstecher, der sich ebenfalls noch einmal gelohnt hat, besonders weil nun auch die Sonne etwas herausgekommen war und die vorgelagerte Halbinsel mit dem Leuchtturm besonders hübsch beschienen hat. Die restliche Wegstrecke nach Dunedin war dann weniger spektakulär. Nach der Ankunft unternahm ich dann noch einen kleinen Rundgang, der vom Octagon bis hin zum alten Bahnhof führte. Danach blieb ich dann zum Abendessen direkt in "The Reef", einem Restaurant, das besonders für seine Fischspezialitäten bekannt ist. Hier nutzte ich dann auch noch einmal die Gelegenheit, besonders frisch die Früchte des Meeres zu genießen. Im alten noch aus dem 19. Jahrhundert stammenden Pub "The Robert Burns" spielte eine 4-Köpfige Jazz-Band guten alten Jazz, sodaß ich hier den Abend gemütlich ausklingen ließ, bevor ich zurück zu meinem Hotel marschierte. |
Freitag, 20. November 2009 Über Oamaru führt die Fahrt an der Ostküste hinauf nach Christchurch. Dort ist eine Übernachtung im Sudima Airport Hotel vorgesehen. Da die Strecke mit rund 350km heute wieder etwas länger war, startete ich bereits um 9Uhr, damit ich auch noch etwas Zeit hatte, den einen oder anderen Schlenker zu fahren. So bog ich beispielsweise schon kurz nach Dunedin von der Hauptstraße zur Küste hin ab, um dort bei strahledem Sonnenschein noch einmal wunderbare Blicke auf die Steilküste hier zu genießen. Heute hatte sich dann, sozusagen zum Abschied, das Wetter entschlossen, doch endlich die Temperaturen anzunehmen, die eigentlich für die Jahreszeit üblich sind. So wurden aus den 13°C vom gestrigen Tag heute unterwegs ganze 28°C. Also gerade mal 15°C von heute auf morgen mehr. Jetzt will es mir die Insel doch noch einmal besonders schwer machen, hier abzureisen. Ein weiterer Punkt, den ich auf einem Abstecher besuchte, war Shags Point, wo sich eine größere Kolonie von Möven betrachten läßt, die sich auch durch die umstehenden Menschen nicht stören lassen. Außerdem gibt es hier auch noch Pinguine, die allerdings nur früh morgens oder am Nachmittag gut beobachtet werden können, wenn sie ins oder aus dem Meer kommen. Bei Moeraki Boulders ließen sich dann die - so eine alte Maori Legende - die Vorratskörbe des Ahnenkanus Te Araiteuru, mit dem die Maori aus ihrer Heimat Hawaiki nach Neuseeland kamen, betrachten. Diese Vorratskörbe sollen vom Wind über Bord gespült worden sein und dann am Strand zu den steinernen Kugeln erstarrt sein. Die Geologen erklären das Phänomen durch ein Konglomerat aus vielen Muscheln und dem feinen Sand, sodaß dieses Sediment gegenüber der normalen Erosion resistenter ist. Wenn das Meer dann langsam die entsprechenden Bereiche erodiert, bleiben diese Formationen erhalten und sind bei Ebbe am Strand wunderbar zu beobachten. Die Strecke nach Christchurch führt auch mehr oder minder immer links oder rechts der landschaftlich sehr schön gelegenen Eisenbahnlinie entlang. Die Straße kreuzt daher auch öfters die Schienen und an einer Stelle wurde die etwas unübersichtliche Straßenführung in der Nähe des Bahnübergangs dann auf wirklich konsequente Weise transparent gemacht. Ich frage mich nur, ob man die Komplexität bei einer Geschwindigkeit von 65km/h überhaupt richtig erfassen und begreifen kann. Da heute das Wetter sich noch einmal von seiner besten Seite zeigte, boten sich mir auch auf der ganzen Strecke immer wieder wunderschöne Blicke auf die schneebedeckten Berge, die die Insel in der Mitte durchziehen und die Ost- von der Westküste trennen. Am Nachmittag erreichte ich dann Christchurch, wo ich mich direkt am Flughafen einquartiert hatte, denn morgen früh muß ich schon vor 6Uhr am Check-In im Flughafen sein. Die Zeit nutze ich nun noch, um einerseits das Gepäck wieder etwas umzupacken, denn nun muß ich wieder flugtaugliches Gepäck haben und kann nicht einfach noch einen Beutel schnell in den Kofferraum werfen. Außerdem habe ich auch noch etwas Zeit, die Erinnerungen der letzten beiden Tage festzuhalten und meine Bilder zu sortieren. In den letzten 19 Tagen habe ich jetzt insgesamt gut 5.500km zurückgelegt, die mir gut 1.700 Bilder mit vielen schönen und einmaligen Eindrücken beschert haben. Und ich habe feststellen müssen, daß auch die 3-fache Dauer gegenüber meinem ersten Aufenthalt vor 7 Jahren immer noch viel zu kurz ist. Aber es soll ja auch nicht das letzte mal gewesen sein, daß ich dieses Land besucht habe. Und zum Glück habe ich ja jetzt noch ein paar gemütliche Tage auf dem erweiterten Rückweg vor mir, bevor mich der Arbeitsalltag wieder eingeholt hat. |
Samstag, 21. November 2009 Am frühen Morgen zunächst Weiterflug nach Sydney, von wo es am späten Nachmittag aus nach Singapur weitergeht. Ein kurzer Stadtbesuch in Sydney ist vorgesehen. Wegen der Zeitverschiebung erfolgt auch die Ankunft in Singapur noch am späten Abend. Eine Übernachtung im Crowne Plaza, Airport Changi ist vorgesehen. Pünktlich um 5Uhr klingelte mein Wecker und ich mußte aufstehen. Gerne hätte ich gestern Abend noch einen Vorabend-CheckIn durchgeführt, dies war aber in Christchurch leider nicht möglich. Eine halbe Stunde später fuhr mich der Hotel-Shuttle mit meinem Gepäck dann zum Terminal, das nur wenige hundert Meter entfernt war. Beim Hinflug hatte ich mein Gepäck ja bei Singapore Airlines durchgecheckt, sodaß auch nicht aufgefallen ist, daß ich die für den Neuseeland-Flug vorgesehene Menge an Freigepäck überschritten hatte. Leider waren dann die fast 20kg Übergepäck beim CheckIn dann doch etwas zu viel, sodaß ich heute einen Zuschlag zahlen mußte. Der Flug verlief gut, wenngleich wir unterwegs einige Turbulenzen hatten. Pünktlich um Halbneun (wegen der zwei Stunden Zeitverschiebung) landeten wir nach dreieinhalb Stunden Flugzeit pünktlich in Sydney. Auch wier war noch kein Check-In so früh vor dem Weiterflug um 1630Uhr möglich. Aber zum Glück gibt es eine Gepäckaufbewahrung, wo ich bis auf die Kamera und mein Geld alles deponierte. Danach machte ich mich mit dem Zug auf und fuhr bis Sydney Central Station. Von dort spazierte ich gemütlich, bei sonnigem und ziemlich warmen und etwas schwülen Wetter hinunter bis zum Hafen. Am Quai lag gerade ein großes Kreuzfahrtschiff, sodaß die Bilder von Opernhaus und Harbour-Bridge noch entsprechend angereichert wurden. Mein Rundgang führte mich dann weiter in "The Rocks", wo ich an einem Schild mit "Löwenbräu" nicht vorbeigehen konnte. Nach vier Wochen war es an diesem warmen Tag eine angenehme Abwechslung, mal wieder ein richtiges gut gekühltes und frisch gezapftes Hefeweizen zu trinken. Über die St. George Street ging ich dann wieder zurück Richtung Central-Station, wobei ich im Cheers noch für einen kleinen Mittagssnack einen Stop einlegte. Zwischenzeitlich bin ich im Flughafen angekommen, habe eingecheckt, kurz geduscht und sitze nun gemütlich bei einem Glas Wein und etwas Obst, während ich den nunmehr letzten Abschnitt der Südinsel-Seite schreibe. |