Mittwoch, 27. Februar 2008 Um die Mittagszeit Check-In auf Ihrer eleganten Kreuzfahrtyacht „M/N Mare Australis“, ein Schiffsbau aus dem Jahre 2002, der im Sommer 2007 noch einmal komplett überholt wird. Das Schiff verfügt über vier Decks mit insgesamt 64 komfortablen Außenkabinen. Nach dem ersten Abendessen an Bord legt das Schiff in Richtung Magellanstraße ab. Wegen der terminlichen Verschiebung des gesamten Programms werden wir heute nicht, wie ursprünglich vorgesehen auf der Mare Australis einchecken, denn diese fährt immer Samstags von Punta Arenas ab, sondern auf dem 3 Jahre jüngreren Schiff, der M/N Via Australis, die zur selben Reederei gehört und wegen der großen Nachfrag zusätzlich in Dienst gestellt wurde. Da wir jedoch erst um 18Uhr auf das Schiff können, da dieses von der vorhergehenden Fahrt erst gegen 12Uhr eintrifft und für die neuen Gäste erst wieder auf Vordermann gebracht werden muß, haben wir am Vormittag noch genügend Zeit, das Museum der Salesianer zu besichtigen, in dem viele interessante Exponate rund um das Thema Patagonien und Antarktis ausgestellt sind. Im Restaurant Puerto Viejo, "zum alten Hafen", essen wir hervorragend zu Mittag. Bei einem Sauvignon Blanc Medalla Real des Weinguts Santa Rita, das ich vor rund zwei Wochen besucht hatte, genoß ich zunächst Camerones Provenzal, leckere, mit Oliven gegarte Krabben und anschließend eine hiesige Spezialität, Magellansches Lamm. Dieses Lamm wird im Lokal in einem kleine von großen Fenstern einsehbaren Raum über offenem Holzfeuer ganz langsam am Stück gegart und auf Bestellung portionsgerecht serviert. Ein wirklich besonderes Erlebnis und Genuß. Danach gehen wir schon einmal zum Check-In-Büro, das am Hauptplatz von Punta Arenas gelegen ist. Dort werden die Formalitäten erledigt und auch das Gepäck wird dort deponiert, um von hier zentral zum Schiff auf die Kabinen transportiert zu werden. Da es aber momentan recht feucht von oben ist, lassen wir unser Gepäck noch im Hotel und warten auf den von der Agentur organisierten Transfer um half fünf. Jorge, der heute uns zum Check-In bringen soll, holte uns jedoch bereits um 15Uhr am Hotel ab. Die immens weite Strecke von 150m zum Check-In-Büro legten wir mit dem Auto zurück, wobei das Ein- und Ausladen deutlich länger als die Fahrt dauerte. Der Check-In im Stadtbüro ging reibungslos vonstatten und nach kurzer Zeit hatten wir unsere Bordkarten. Jetzt sitzen wir im Hotel Cabo de Hornos und schlagen ein wenig die Zeit tot, bis wir um 18Uhr an Bord gehen können. Kurz vor 18Uhr sind wir zum Hafen gelaufen und haben dort noch kurz im Ausreise-Gebäude gewartet, in dem sich eine kleine Fotoausstellung befunden hat. Aus Sicherheitsgründen durften wir die 50m auf dem Pier nicht laufen, sondern mußten mit dem Bus bis zum Schiff fahren. Nochmal eine so kurze Fahrt, wo das Ein- und Aussteigen wieder viel länger gedauert hat. Aber die Sicherheitsvorschriften... Donnerstag, 28. Februar 2008 Landgänge sind nach der Fahrt durch die Magellanstrasse in der Ainsworth-Bucht mit dem Marinelligletscher sowie am Brookegletscher geplant. Weiterhin steht der Besuch einer Seeelefanten-Kolonie auf dem Programm sowie die Möglichkeit zur Wanderung im magellanischen Urwald. In der Nacht sind wir noch einige Zeit, teilweise auch bei etwas Seegang, bis in die Ainsworth-Bucht gefahren. Hier mündet der Marinelli-Gletscher in die See. Allerdings liegt der Gletschermund bereits rund 15km von der Bucht entfernt, was durch eine momentan rapide Rückzugsgeschwindigkeit bedingt ist. Der Gletscher verliert täglich rund einen Meter, den er sich immer weiter zurückzieht. Ein sehr deutliches Anzeichen der globalen Erderwärmung. Gegen 9Uhr waren alle 4 Zodiacs einsatzbereit und brachten uns im Shuttleverkehr an Land, wo vor rund 20 Jahren noch Gletscher war. Am Strand sahen wir zunächst drei Seeelefanten, von denen einer schon seit einiger Zeit tot war. Die anderen zwei, lebenden Seelefanten hielten hier eine Art Totenwache. Unser Weg führte uns aber zunächst in entgegengesetzte Richtung zu einem anderen Seeelefanten, der irgendwie an die Augsburger Puppenkiste und Urmel erinnerte, so wie er gemütlich am Strand lag und sich auch nicht durch uns Touristen aus der Ruhe bringen ließ. Die deutschsprachige Gruppe wurde von Parzival Ramires geführt, der uns bereits durch unseren vorhergehenden Führer Gerardo Renner bekannt war, denn beide leben in Punta Arenas und sind dort Nachbarn. Wie klein doch manchmal die Welt sein kann. Parzival erklärte uns auch sehr viel über die örtliche Flora, die mit Flechten beginnend in beeindruckender Weise sofort von dem durch den Gletscher freigegebenen Land Besitz ergreift. Nach den Flechten, einer Symbiose von Algen und Pilzen, wobei die passenden Spezies sehr differenziert ausgewählt werden, kommen Moose und kleine Gräser, die auf dem Fels Fuß fassen. Nach einigen Jahren kommen dann spezielle Buchenarten hinzu, die mit einem weitverzahnten und sehr flachen Wurzelwerk die Felsen überziehen und das neu entstandene Land vor Erosion und Abtragung schützen. Ein sehr großes öklogisches Problem stellt mittlerweile der Biber dar, der in den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts zur Pelzgewinnung eingeführt wurde. Da hier in der südlichen Hemispähre jedoch die Winter wegen der großen umgebenden Wassermassen wesentlich weniger streng sind als im Norden, wie z.B. in Sibirien, entsprach die Fellqualität nicht den Erwartungen und so wurden die Biber einfach ausgesetzt. Mit einer Population vom mittlerweile über 90000 Tieren stellen diese Nagetiere nun ein gewaltiges ökologisches Problem dar, denn es gibt keine natürlichen Feinde und so zerstören diese Tiere in großem Umfang ganze Wälder. Gegen Ende der Wanderung durch den magellanischen Urwald kamen wir dann auch an eine große Lichtung, die vormals Wald gewesen, nun von Bibern vollständig gerodet war. Eine ganzes Netz von Kanälen, die diese Tiere zum Transport der Baumstämme angelegt hatten, durchzog die Ebene. Leider war der Damm, den ich vor fünf Jahren noch komplett betrachten konnte mittlerweile aufgebrochen worden, sodaß der einstmalige See nun ein flaches, morastiges Becken war. Zurück am Strand holten wir unsere Schwimmwesten, die wir zu Beginn unseres Landgangs am Ufer zurückgelassen hatten, um zum neuen Abfahrtspunkt zu laufen. Wegen der fortschreitenden Ebbe konnten wir nämlich nicht mehr am ursprünglichen Punkte die Boote besteigen, sondern mußten zu einer besser für die Boote anfahrbaren Stelle wechseln. Um die Wartezeit zu verkürzen und etwas gegen die vielleicht aufkommenden Kälte zu tun, hatten die Crew-Mitglieder einen kleinen Stand aufgebaut, an dem es heiße Schokolade oder Whisky auf Gletschereis gab. Mittlerweile haben wir die Ainsworth-Bucht verlassen und sind während des Mittagessens und der nachfolgenden Ruhepause, die ich für das Update hier nutzte, bis nach Tucker-Island gefahren, wo sich eine Pinguin-Kolonie befindet, die mit einer Population von 5000-7000 Magellan-Pinguinen bevölkert ist. Die Pinguine hier kommen jedes Jahr im südlichen Frühjahr (also Oktober, November) zu dieser Insel, um hier zu brüten und die Jungen aufzuziehen. Interessant ist, daß es immer dieselben Pinguine sind, die alljährlich diese Insel aufsuchen. Außerdem nisten auf dieser kleinen Insel auch noch viele Kormorane in Felshöhlen, die wir ebenfalls bei unserer Bootserkundung, die mit dem Zodiac ganz nah an die Insel führt, erkunden werden. Da auf den 4 Zodiacs nicht alle Gäste gleichzeitig den Ausflug machen können, werden Gruppen eingeteilt, die nacheinander jeweils rund eine dreiviertel Stunde um das kleine Eiland fahren. Zuerst sind die spanisch und italienisch sprechenden Teilnehmer sowie die Gäste aus den USA an der Reihe. Danach folgen die englisch sprechenden Passagiere und in der dritten Gruppe dann deutsch- und französischsprachige. Zuerst geht es mit dem Zodiac in eine kleine geschützte Bucht, in der die Magellan-Pinguine sehr gut zu beobachten sind. Danach geht es auf die Seite mit den Höhlen, in denen die Kormorane nisten. Hier tanzt das kleine Schlauchboot dann auch ganz ordentlich auf den Wellen umher und eine ruhige Kameraführung wird ein ganz klein wenig erschwert. Nachdem ich auf der Rückfahrt noch von einer Welle, die über den Bug geschwappt ist, recht ordentlich geduscht wurde, geht es wieder auf unser Kreuzfahrtschiff zurück, wo es dann erst einmal heißt, wieder trockene Kleidung anzulegen. Am Abend durchfahren wir dann bereits den Cockburn-Kanal, wo sich bei der untergehenden Sonne, noch einmal faszinierende Panoramen zeigen. Die Nacht hindurch werden wir noch weitere Kanäle Richtung Pazifik durchfahren, bevor wir am frühen Morgen wieder landeinwärts in den nordwestlichen Arm des Beagle-Kanals einschwenken. Freitag, 29. Februar 2008 Am Vormittag Möglichkeit zum Ausflug am Pia Gletscher, von wo sich eine herrliche Fernsicht auf die Darwin-Kordillere ergibt. Am Nachmittag durchkreuzt das Schiff den berühmten Beagle-Kanal, die berühmte „Allee der Gletscher“, die sich zu beiden Seiten des Schiffes erstreckt. Heute vormittag ist zunächst noch Fahren angesagt. Über Nacht haben wir mittlerweile den nordwestlichen Arm des Beagle-Kanals erreicht, den wir nun entlang fahren. Während es draußen regnerisch ist, gibt es an Bord einen Vortrag über die Vogelwelt Patagoniens. Auch ein Besuch im Maschinenraum steht um 11Uhr an. Während das Schiff selbst in einer Werft in Valparaiso, Chile gebaut wurde, sind Großteile der Maschinenausstattung aus Deutschland. Mit zwei 38l-Dieselmotoren und einer Leistung von je 850PS und einem Verbrauch von 250l Diesel je Stunde erreicht das Schiff eine Höchstgeschwindigkeit von 10,5Knoten (~20km/h). Vor der Besichtigung des Maschinenraums hatte ich schon einmal die Brücke besucht. Diese steht den Gästen während der ganzen Fahrzeit offen, mit Ausnahme von Anlege- oder komplizierten Navigations-Manövern. So kann man fast immer einfach auf die Brücke gehen und der Crew bei der Navigation zusehen. Lediglich das Sprechen mit den Offizieren ist untersagt, da die Navigation ohne GPS durchgeführt wird, das zwar an Bord ist, aber in der hiesigen Region und bei der Enge der Kanäle zu ungenau ist. So navigiert der Steuermann nur anhand von Radar, Echolot und Sicht, was seine permanente Konzentration erfordert. Auch am Kartentisch wird noch mit Lineal, Dreieck, Stechzirkel und Bleistift gearbeitet. Lediglich der Taschenrechner hat den früher üblichen Rechenschieber ersetzt. Gegen 17Uhr haben wir den Pia-Gletscher erreicht, dessen Gletschermund rund 300m in die Höhe ragt. Pünkltich zum Landgang hatte auch der Regen aufgehört und die Sonne schien durch die Wolken und strahlte die großen Eisfelder an. Während wir uns an Land aufhielten, hörten wir mit großem Getöse hinabfallende Eisbrocken und das Knacken des berstenden Eises. Der Gletscher hier ist auch sehr aktiv. Lediglich das Kalben eines großen Blockes konnten wir nicht beobachten. Dennoch war es ein beeindruckendes Erlebnis, so hautnah an diese riesige Eismasse zu kommen. Auch wenn das Darwin Eisfeld mit 2500km² verhältnismäßíg klein ist, wirken die aus diesem Eisfeld kommenden Gletscher riesig. Auch bei der Fahrt entlang der Allee der Gletscher konnten wir bei klarer Sicht die grandiosen, nach Ländern, die Expeditionen zu den jeweiligen Gletschern ausführten, benannten Eisfelder bewundern. Bis Sonnenuntergang hatten wir die ganze Allee passiert und bei jedem Gletscher gab es typische Snacks und Getränke für das jeweilige Land: Würstchen und Bier für Deutschland, Käse und Champagner für Frankreich, Pizza und Rotwein für Italien oder Gouda und Genever für Holland. Vor dem Abendessen gab es noch eine kurze Info über Kap Horn, das wir morgen erreichen werden. Samstag, 1. März 2008 Am Vormittag kreuzt das Schiff vor Kap Hoorn, wo Atlantik und Pazifik sich treffen, ein Landgang an der südlichsten Spitze ist vorgesehen (wetterabhängig). Am Nachmittag trifft das Schiff in Puerto Williams ein, wo Sie noch einmal eines der südlichsten Biotope der subarktischen Pflanzenwelt bewundern können. Am Morgen heißt es früh aufstehen, denn der Landgang ist schon um 7Uhr, vor dem Frühstück vorgesehen. Nachdem wir die ganze Nacht durchgefahren waren, erreichen wir zwischen 6 und 7Uhr den südlichsten Punkt von Südamerika. Ein herrlicher Sonnenaufgang begrüßt uns bei blauem Himmel. Die Windgeschwindigkeit von 22Knoten ist noch in Ordnung, um den Landgang zu ermöglichen. Bei kräftigem Geschaukel und kleineren oder größeren Duschen auf dem Zodiac ging es an den Strand der Kap Horn Insel. 160 Treppenstufen hinauf erklommen wir die Steilküste und liefen zunächst auf einem gut befestigten Weg aus Holzbohlen zu dem berühmten Albatros-Denkmal, wo zwischen zwei halben Stahlrauten die Silouhette eines Albatros dargestellt ist. Hier 13.657km von zu Hause entfernt stand dann auch das berühmte "Ich-Und-Bild" an, was zeitweise zu einem kleinen Stau führte. Danach ging es noch zum Leuchtturm und der großen, chilenischen Fahne, die natürlich hier am südlichsten Punkt Chiles (Antarktis ausgenommen) nicht fehlen darf. Nach einer guten Stunde auf der Insel folgte eine wieder etwas feuchte Rückfahrt, denn der Wind hatte noch etwas aufgefrischt. Da die See aber immer noch verhältnismäßig ruhig war, folgte noch das I-Tüpfelchen der ganzen Reise, die Umrundung des Kap Horn. Bei teilweise heftigem (zumindest für uns Landratten heftigen) Wellengang und Auf und Ab des Schiffes umrundeten wir das Kap und verließen bei 55°59'44" südlicher Breite und 67°16'51" den Atlantik und erreichten den Pazifik, was unser Kapitän durch dreimaliges Schiffshupen unterstrich. Nachdem wir an Deck durchgeschaukelt und fast vom Wind verweht worden sind, geben wir unsere wahre Identität zu erkennen und hissen die schwarze Piraten-Flagge, die Parzival bisher gut verborgen gehalten hat. Mittlerweile haben wir auf unserem letzten Teilstück unserer Kreuzfahrt nach Ushuaia wieder ruhigere Gewässer erreicht und nehmen gerade einen kleinen Aperitiv zu uns. Mittlerweile ist es 17Uhr geworden und wir befinden uns nun in der Wulaia-Bucht, wo die Reederei das Wohngebäude einer alten Antennenstation wieder aufgebaut hat und gerade dabei ist, dort ein kleines Museum über die hier seit 12.000 Jahren siedelnden Ureinwohner einzurichten. Auf einem ebenfalls von der Reederei angelegten Waldweg geht es den Hang der Insel rund 180m hinauf. Auf der Lichtung setzen wir uns dann zur Rast ein wenig hin und genießen die fantastische Aussicht auf die Wulaia-Bucht. Nach eineinhalb Stunden ist dann auch dieser letzte Ausflug zu Ende und wir verlassen die Bucht in Richtung Ushuaia.Die Grenzformalitäten für die Ausreise aus Chile und die Einreise nach Argentinien werden durch die Schiffsbesatzung ausgeführt, während wir gemütlich im Salon Patagonia unser Abschieds-Dinner genießen. Danach gibt es noch einen Farewell-Drink in der Sky-Lounge und dann heißt es, sich zu verabschieden von unseren Tischnachbarn aus Österreich, der Schweiz und Deutschland. Auch Wolfgang und Peter werden morgen einen anderen Weg nehmen und wieder nach Santiago zurückfliegen, während ich meine Reise noch nach Buenos Aires fortsetze, um dort nun mit dem Nachprogramm zu beginnen. |