Montag, 28. Oktober Pünktlich um 7:10 Uhr landet meine Maschine aus Bangkok. Schon zehn Minuten später stehe ich in der Ankuftshalle, nachdem sämtliche Einreiseformalitäten und die Gepäckausgabe unglaublich schnell vonstatten gegangen sind. Hier stelle ich jetzt zuerst einmal fest, daß ich fast garnichts lesen kann, denn englische Aufschriften und Angaben sind - bis auf die Flughafenwegweiser - relativ spärlich vorhanden. Dennoch finde ich den Weg zum Bahnhof und dort dann sogar ein Ticketbüro, in dem ich hoffentlich einen englischsprechenden Mitarbeiter finden kann. Auch das gelingt mir und so erfahre ich, daß schon um eine Minute vor Acht ein Express-Zug direkt nach Kyoto fährt. Ich kaufe also eine Fahrkarte - hier steht natürlich alles nur auf japanisch drauf - und versuche zunächst einmal rauszufinden, wo meine Wagen- und Sitzplatznummer stehen. Da ich mittlerweile auch weiß, daß der Zug von Gleis 4 abfährt und immerhin im japanischen auch arabische Ziffern verwendet werden, finde ich meinen Zug und Sitzplatz. Auf der Fahrt selbst hält der Zug nur in zwei Vororten zwischen Flughafen und Osaka, in Shin-Osaka selbst und dann erst wieder in Kyoto. Dabei dauert die Fahrt vom Flughafen nach Shin-Osaka doppelt so lange, wie die restliche Strecke nach Kyoto. Eigentlich geht Osaka auch fast bis an die Stadtgrenzen von Kyoto. Interessant ist, daß zwischen neuartiger Architektur auch immer wieder der japanische Hausstil mit Garten wiederfindet, obwohl es sich auch hierbei um neu erbaute Häuser handelt. Das Hotel erreiche ich dann gegen 10 Uhr und stelle fest, daß mein Halbtagesausflug in die alte Kaiserstadt Nara bereits heute nachmittag stattfindet. Nara liegt knapp 50 Kilometer außerhalb von Kyoto. Zuerst geht es zu einem “größten” Buddha. Derer gibt es ja viele und einige Länder Asiens requirieren für sich jeweils die größte Buddha-Statue zu haben. Hier in Nara ist es zumindest der größte sitzende Buddha aus Bronze. Mit einer Gesamthöhe von 18,03m, wovon 14,98 auf die Buddha-Figur entfallen, ist dies auch eine wirklich beeindruckende Skulptur. Diese befindet sich dann auch gleichzeitig in einem weiteren Superlativ, nämlich dem mit 48,74m Höhe größten Holztempel der Erde, dem Todai-Ji Tempel. Während die Buddhafigur noch aus dem 8. Jahrhundert stammt, wurde der Holztempel wegen Bränden bereits mehrmals ersetzt, so daß die heute vor mir stehende Version au dem 18. Jahrhundert, also 1000 Jahre jünger als die Statue, stammt. Die Reiseführerin erzählt uns auch, daß gerade vor einigen Tagen hier das 1250-jährige Jubiläum der Statue mit einem großen Fest, an dem über 700 Mönche teilnahmen, begangen wurde. Auf dem ganzen Gelände laufen unzählige zahme Rehe und Hirsche herum, die sich auch gerne von dem mindestens ebenso unzähligen Besuchern füttern lassen. Der Busparkplatz bietet immerhin rund 100 Bussen platz und ich erfahre, daß insbesondere zum Neujahrsfest dieser Ort ein beliebtes Ausflugsziel für die einheimische Bevölkerung ist. Anschließend geht es noch zum Kasuga Schrein, einem Shinto-Schrein, der von über 3.000 antiken Stein- und Bronzelaternen umgeben ist. Auch heute noch bringen Pilger an diesen Steinen Sprüche an, um ihr Glück zu unterstützen. Am Schrein selbst können dann auch Zukunftsdeutungen gegen eine kleine Gebühr und sogar in englischer Sprache erhalten werden. Insbesondere dieser Ort ist an Neujahr das Ziel von bis zu 800.000 Menschen, die das neue Jahr mit besonderem Glück beginnen lassen wollen. Auch ich begegne einer Mutter mit ihrer Tochter, die im traditionellen Kimono gekleidet, dem Tempel einen Besuch abstatten. |
Dienstag, 29. Oktober Heute steht Kyoto selbst auf meinem Programm. Ausgerüstet mit einer Tageskarte für den Nahverkehr, Kamera und Stadtplan starte ich von meinem Hotel. Zuerst geht es in das gerade gegenüberliegende Nijo Castle. 1601 wurde mit dem Bau von Nijo Castle oder auf japanisch “Nijo-jo” begonnen. Ieyasu, erster Tokugawa Shogun besuchte das Schloß erstmals im Jahr 1603, das im Jahr 1626 unter Iemitsu, dem dritten Shogung fertiggestellt wurde. Im Ninomaru Palace, dem eigentlichen Schloß befinden sich in 33 Räumen, die zusammen 3300m² ausmachen, wunderschöne Gemälde auf den Schiebetüren, mit denen die einzelnen Räume gegeneinander abgetrennt sind. Leider ist innerhalb des Gebäudes das Photographieren verboten. Der das Schloß umgebende Garten ist in traditionellem japanischen Stil gestaltet und lädt zu einem gemütlichen Spaziergang ein. Nach der Besichtigung des Schlosses fahre ich zunächst zum Bahnhof, um mir dort meine Fahrkarte für die morgige Fahrt nach Tokyo zu kaufen. Der Bahnhof von Kyoto besticht durch seine interessante hauptsächlich aus Glas gestaltete Architektur. Auf über 15 Gleisen auf zwei Ebenen treffen sich hier viele lokale Linien und die Shinkansen-Strecke die Hakao (Fukuoka) mit Tokyo verbindet. Anschließend fahre ich mit der U-Bahn nach Higashiyama. Diese Station liegt nur wenige hundert Meter von dem Heian Schrein entfernt, der als nächstes auf meinem Besichtigungsprogramm steht. Diese Anlage ist eingebettet in einen sehr schönen Park, der als botanischer Garten mit den unterschiedlichsten Pflanzenarten ausgestaltet ist. Im Frühling muß dies ein wahres Blütenparadies sein. Jetzt, im Herbst, fehlen zwar die Blüten, dafür wirkt aber die Laubfärbung, die bereits begonnen hat, sehr malerisch. Durch kleine Gassen gehe ich weiter zum Kurodani Tempel und anschließend noch zum Sinoyo-do Tempel. Bei diesen beiden Anlagen fällt sofort auf, daß sich hier nur wenige Touristen hin verirren (zumindest nicht asiatische Touristen), denn alle Schilder und Aufschriften sind ausschließlich in japanischer Schrift. So muß ich auch zuerst nachfragen, wo ich denn eigentlich bin. Aufgrund meines Plans war das nämlich nur bedingt möglich auszumachen. Die Anzahl kleinerer und größerer Tempel und Schreine, die einfach mitten in Wohngebiete stehen ist nämlich sehr hoch. Im Sinoyo-do Tempel bezahle ich dann auch noch den geringen Eintritt für Garten- und Klosterbesichtigung und erhalte dann dafür sogar noch eine kurze Führung im Tempel. Der Mönch spricht zwar nur japanisch aber immerhin bekomme ich mit, daß die Holzschnitzereien an den Innenwänden aus dem Jahr 1643 sind, der Tempel selbst aber wesentlich älter ist. Mit etwas kalten Füßen - man zieht nämlich auch hier in Japan, wie in anderen buddhistischen Ländern ebenso, die Schuhe aus, wenn man einen Tempel und die zugehörigen Wohnräume betritt - gehe ich über einen Holzsteg durch den Garten in die Wohngebäude. |
Mittwoch, 30. Oktober Heute geht es mit dem High-Tech Schnellzug Shinkansen von Kyoto nach Tokyo. Der Zug bewältigt die rund 400km lange Strecke mit nur zwei Zwischentstops in Nagoya und Shin-Yokohama in 2h17’. Bei meinem Zug handelt es sich um die neueste Shinkansen Generation 700, die durch ihre extrem flach und breit ausgezogenen Steuerköpfe auffällt. Die Fahrt in dem neuesten Hochgeschwindigkeitszug Japans ist sehr ruhig. Man merkt nur an den rasend schnell vorbeiziehenden Masten, wie schnell der Zug fährt. Die Autos auf der teilweise nebenher laufenden Autobahn scheinen fast zu stehen. Zirka 80 km vor dem Halt in Yokohama bietet sich in der Nähe des Ortes Fuji ein grandioser Blick auf den 3776m Hohen Fujisan den höchsten Berg Japans. Auch am Abend in Tokyok kann ich beim Sonnenuntergang noch einmal einen Blick auf den ungefähr 100km südwestlich liegenden Fujisan vor der Skyline Tokyos genießen. |
Donnerstag, 31. Oktober In vielerlei Hinsicht ist heute Halbzeit - nur eben nicht die Hälfte der Zeit - meiner Weltreise. Von insgesamt 22 Flügen habe ich bereits 11 hinter mir und heute beginnt mit dem zwölften Flug die zweite Hälfte. Dieser Flug geht auch über die Datumsgrenze, so daß ich nicht mehr von zu Hause aus gesehen der Zeit voraus sonder ab jetzt hinterher bin und somit schon die halbe Welt umrundet habe. Mittlerweile schlief ich in 11 verschiedenen Hotels und das ist ebenfalls die Hälfte meiner insgesamt 22 Hotels. Von den 10 Ländern, die ich bereise, war Japan jetzt das fünfte (Hawaii und USA nur einmal aber auch Singapur gezählt). Außerdem hat jetzt endlich die Fahrerei auf der falschen Straßenseite ein Ende. Bisher habe ich nämlich nur Länder bereist, in denen das Lenkrad auf der Beifahrerseite ist und wo man beim überqueren der Straße zuerst nach rechts anstatt nach links sieht. Da die Fahrt zum Flughagen fast genauso lange dauert wie die Fahrt von Kyoto nach Tokyo, habe ich nur am Vormittag etwas Zeit, mich in der Umgebung meines Hotels ein wenig umzusehen. In der Bahnhofstation Ikebukuro, in deren Nähe das Hotel liegt, herscht morgens wie abends ein Gewimmel wie in einem Ameisenhaufen. Abertausende Menschen wechseln hier die Zuglinien oder gehen in den beiden großen Einkaufzentren einkaufen. Auf den Straßen hängt alles voll von Werbeplakaten und Transparenten, nur, ein Mitteleuropäer ohne sinologische Ausbildung hat kaum eine Chance herauszubekommen, was denn hier im einzelnen verkauft oder angeboten wird. Jetzt starte ich heute abend um halb acht in Tokyo und werden den gleichen Tag noch einmal nach ein paar Stunden Flugzeit in Hawaii erleben, das ich bereits um sieben Uhr morgens erreichen werde. |